Ugly Duckling Challenge

Als mein Neffe die ehemalige Werkstatt meines Vaters zum Homeoffice umbauen wollte, wurde eine alte Kommode frei. Zuerst wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte, doch ich stellte mich der Challenge, diesen „ugly duckling“ aufzupeppe(l)n.

Dieser kleine Schrank – nebst einer zweiten Kommode – kam mir eigenltich recht, da ich gerade meine Werkstatt einrichte. Es wird sich schon eine Verwendung dafür finden, dachte ich.

Es hätte mir weh getan, dieses Kastl auf dem Sperrmüll zu sehen, denn es gehörte ursprünglich meiner Oma, sie bewahrte darin ihr Schuhputzzeug und Bohnerwachs auf, daran kann ich mich noch gut erinnern.

Hoppla, das war ja ein Waschtisch!

Beim Hochheben des Deckels kam die Überraschung, das war ja ursprünglich ein Waschtisch! Ein Emailleeinsatz bot Platz für ein Lavoir und eine Seifenablage – beides jedoch nicht mehr vorhanden.

Hm. Irgendwie faszinierte mich dieses Detail und ich sah das Potential. Ich habe in meiner Werkstatt keine Möglichkeit, mir die Hände zu waschen, das wäre doch was! Blieb nur die Frage, ob ich den Deckel behalte oder nicht.

Erst mal reinigen

Zuerst musste das Kastl ordentlich gereinigt werden. Ich sprühte den Emailleeinsatz mit Backofenreiniger ein, um hartnäckige Verschmutzungen wegzubekommen. Da stellte sich heraus, dass dieser auch den Lack löst. Das ist ja cool! Denn Lackschichten gab es hier mehr als genug, dicke Krusten an den Kanten, auf den Scharnieren und auch auf dem Emaille. Die Farbtöne weiß, creme, grün und nochmals creme kamen in Schichten ab. Die Grundfarbe Beige konnte bleiben, sie war glatt und hielt.

Diverse Reparaturen

Bevor es an den neuen Anstrich ging, mussten ein paar kleinere Dellen und Löcher auf den Ladenfronten und der Tür verspachtelt werden. Der Korpus war in Ordnung.

Die Beine waren morsch und uneben und mussten entfernt werden. Ich hatte eine Transporthilfe mit Rollen übrig, diese bot sich sofort als Ersatz an. Ich sägte sie der Länge nach auseinander und schraubte die beiden Teile nahe der Vorder- und Hinterkante von unten fest. Nun ist der Waschtisch mobil, das ist doch praktisch!

Ein Problem gab es allerdings beim Emailleeinsatz. Durch den jahrelangen Einfluss von Feuchtigkeit war ein Teil der Oberkante weggemorscht, sodass der Einsatz keinen Halt mehr in der Nut hatte, er bog sich nach oben über die Kante hinaus. Das gefiel mir gar nicht. Nach langem Überlegen beschloss ich, ein Loch in das Blech zu bohren und den Einsatz festzuschrauben, wodurch er wieder gerade gedrückt wurde. Den fehlenden Streifen Holz ersetzte ich durch ein neues Stück. So ist alles wieder an seinem Platz und sieht gut aus!

Die alten Möbelgriffe wollte ich nicht mehr verwenden. Sofort hatte ich ein Bild im Kopf, wie die Neuen aussehen sollten und baute sie einfach selbst aus Holz. Na gut, so einfach war es dann doch nicht, es brauchte einige Fehlversuche, bis ich das Design so umsetzen konnte.

Eine passende Seifenschale konnte ich leider nicht finden, aber das Loch musste verschlossen werden. Aus Resten eines Vinylbodens schnitt ich eine schöne passgenaue Ablage zu.

Da das Potential des Waschtisches immer sichtbarer wurde, war für mich nun klar, dass ich den Deckel nicht mehr verwenden würde. Aber irgendetwas fehlte dem Waschtisch, er sah so „nackt“ aus. Und so kam mir die Idee, eine Rückenblende zu bauen. Und seitlich sollten zwei Leisten aus Eiche einen Abschluss bilden.

Neue Farbe

Seit Jahren ist Kreidefarbe sehr beliebt, doch ich hatte mich bisher nicht damit beschäftigt. Dieses Projekt war ideal dafür, sie mal auszuprobieren. Ich recherchierte und stieß auf Adler Kreidefarbe. Adler ist ein österreichisches Unternehmen, das hochwertige Farben und Lacke in unzähligen Farbtönen anbietet. Drei Tage grübelte ich über den Farbmustern, bis ich mich für den Ton „Zittergras“ entschied.

Kreidefarbe ist eine umweltfreundliche Mineralfarbe, die auf allen Untergrüden haftet, sogar auf Glas, und das ohne Grundierung. Und was soll ich sagen: ich war sofort begeistert! Die Deckkraft ist sagenhaft, es spritzt und tropft nichts und die Farbe bildet eine samtig glatte Oberfläche. Phänomenal!

Zum Schluss habe ich die Holzflächen mit Bienenwachs eingelassen und so ist auch der muffige Geruch aus dem Inneren der Kommode verschwunden. Es duftet nun alles frisch.

Voilá!

Stolz präsentiere ich den Waschtisch meiner Oma im neuen Look und voll funktionsfähig! Wow, was für eine Verwandlung!

Kosten:

Wie gehst du mit alten Möbeln um?

Hast du auch schon mal alte Möbel aufgearbeitet und hältst sie in Ehren? Schreib mir dazu gerne in den Kommentaren.