Ugly Duckling Challenge Nr. 2

Wie schon in meinem vorangegangenen Artikel Ugly Duckling Challenge erwähnt, gab es eine zweite Kommode meiner Oma zu restaurieren, welche in einen Werkstattschrank umgebaut werden sollte.

Auch dieses Möbelstück hat eine lange bewegte Geschichte hinter sich. Ursprünglich war es eine Abwasch und Teil der Kücheneinrichtung meiner Großmutter und müsste aus den 1930ern stammen. Damals hatte man in den Wohnungen weder Fließwasser- noch Abwasseranschlüsse. Solche Abwaschkommoden hatten einen breiten Ladenauszug, in den zwei Lavoirs Platz eingesetzt waren. Man kann sich ungefähr vorstellen, welche Belastung die ständige Pritschelei für das Holz war…

In den 1970ern bekam  meine Oma endlich einen Wasser- und Kanalanschluss – allerdings nur Kaltwasser! Mein Vater baute die Abwasch entsprechend um, indem er die Lade entfernte und ihre Blende fix verschraubte. Statt des Deckels wurde eine moderne Abwaschmulde eingesetzt.

Als ein paar Jahre später eine neue Küche Einzug hielt, landete diese alte Abwasch im Haus meiner Eltern, das damals noch nicht ganz fertig gestellt war, und hier diente sie einige Jahre als Provisorium.

Als dann auch meine Eltern endlich eine neue Küche bekamen, musste die alte Kommode ihr Dasein in der Kellerwerkstatt meines Vaters fristen.

Etliche Wasserschäden und viele Lackschichten haben ihr über die Jahrzuehnte arg zugesetzt, die Türen waren verzogen und ließen sich nur schwer öffnen und schließen. Mit einem intensiven muffigem Geruch zeigte sie ihren Unmut über diesen trostlosen Zustand.

Die Rettungsaktion beginnt

Selbst nach einer gründlichen Reinigung verbreitete das gute Stück noch einen üblen Geruch. Der Boden war von den Wasserschäden schwarz verfärbt, ein Bein abgefault und die Seitenwände auseinandergegangen. Die Schrauben, die die Klavierbänder gehalten hatten, waren verrostet und so lose, dass sie schon fast am Herausfallen waren. Was für ein trauriger Zustand! Dieser musste schnell geändert werden.

Das Schloss kam weg, denn das war immer schon sehr seltsam gewesen: es sperrte nämlich nach links! Ich musste sowohl in der Tür als auch im Anschlag am Korpus Holz einsetzen, um die Stellen zu schließen, die für das Schloss notwendig gewesen waren.

Nach dem Abbeizen und Abschleifen zeigten sich viel kaputte Stellen an den Türen. Diese sind nämlich nicht aus Vollholz gefertigt, sondern bestehen aus einem Rahmen aus Viertelrundstab, außen und innen mit Sperrholz gedeckt. Die Verbindungen an den Kanten waren an etlichen Stellen aufgegangen und mussten neu verleimt werden, das verfaulte Bein wurde gekürzt und mit frischem Holz aufgedoppelt.

Wo früher der Ladenauszug gewesen war, war ja nun die Blende fix montiert und der Raum dahinter ungenützt. Das wollte ich ändern, indem ich zwei schmalere Laden baute. Die Blende sägte ich dafür in zwei Hälften. Als ich diese und die Türen auflegte, um ein gleichmäßiges Spaltmaß zu bestimmen, musste ich feststellen, dass keiner der Teile rechtwinkelig war. Also musste hier und dort noch eine Kante begradigt werden, bis das Puzzle endlich ein schönes Bild ergab.

Nach der Beinrettungsaktion, dem Verleimen der offenen Fugen und Kleinreparaturen blieb noch die Aufgabe, einen Rahmen und eine Führung für die neuen Laden zu schaffen. Diese baute ich aus Leisten, die ich in meinem Holzrestefundus hatte. Und somit waren die Vorbereitungsarabeiten abgeschlossen.

Frische Farbe

Die alten Farbschichten hatte ich wieder mit Backofenreiniger entfernt und den verbliebenen gut haftenden Grundanstrich nur angeschliffen. Ein paar Stellen mussten noch verspachtelt werden und dann ging es endlich ans Malen. Ich verwendete wieder die Kreidefarbe von Adler im Farbton „Zittergras“.

Da der Boden der Kommode so hässlich und total uneben war, setzte ich aus Parkettresten eine neue Platte ein. Das sah doch gleich viel besser und frischer aus!

Die neuen Laden baute ich aus Spanplatten, die ich von einem Regal übrig hatte. Da diese jedoch nur 5 mm dick waren, doppelte ich sie auf und so ergab sich auch gleich eine Nut, in die ich den Boden einsetzen konnte. Ich gestehe, dass ich was den Bau der Laden anging, sehr aufgeregt war und zigfach nachmessen habe, damit sie inklusive den Auszügen ja in die vorhandene Öffnung passten. Und was soll ich sagen: sie passten auf Anhieb perfekt und laufen wie geschmiert.

Abschließend ließ ich alle rohen Holzflächen mit Bienenwachs ein. Der wunderbare Duft hat den muffigen Geruch endgültig vertrieben.

Voilá!

Stolz präsentiere ich die ehemalige Abwasch meiner Oma, die mit viel Liebe zu einem Werkzeugschrank mit modernen Auszügen umfunktioniert wurde!

Kosten:

Wie gehst du mit alten Möbeln um?

Hast du auch schon mal alte Möbel aufgearbeitet und hältst sie in Ehren? Schreib mir dazu gerne in den Kommentaren.