Brettspiele – nur etwas für Kinder?
Für mich waren lange Zeit die einzigen Brettspiele, die ich kannte, jene aus einem Spielemagazin, wie sie damals viele Haushalte hatten. Sie enthielten: Mensch ärgere dich nicht, Halma, Dame, Mühle, Schach. Neben Fang den Hut und DKT war’s das dann schon.
Ich weiß nicht, wie es bei euch war, aber bei uns haben die Erwachsenen wenig Spiele gespielt, irgendwie war das wohl eher etwas für Kinder (Schach und Dame natürlich ausgenommen). Die Erwachsenen vergnügten sich lieber mit diversen Kartenspielen.
1986 lernte ich meinen Mann kennen, der sich immer schon für Spiele (im besonderen Schach) interessiert hatte. Er hatte ein paar „neue“ Spiele, darunter das 1. „Spiel des Jahres“ namens „Hase und Igel“.
Das Sammeln ist des Mannes Lust
Da mein Mann auch einen sehr ausgeprägten Sammlertrieb hat, wurden die Spiele rasch mehr, wobei es damals noch gar nicht so leicht war, solche Neuerscheinungen zu finden. Die Spielszene war damals noch recht klein. Im Wiener Generali Center gab es ein kleines Geschäft namens „Spielerei“, wo man immer gut beraten und über Neuerscheinungen informiert wurde. Die Angestellten waren richtige Spielefreaks und nahmen sich sogar Zeit, neue Spiele mit den Kunden anzuspielen.
Ich erinnere mich auch noch gut an die ersten Spielemesssen in Wien im Messepalast (heutiges Museumsquartier). Da konnte man sogar mit Spieleerfindern plaudern und ihre Spiele(prototypen) ausprobieren – aber nichts kaufen. Das war noch eine ganz andere Atmosphäre als später im Vienna International Centre.
Unsere Spielesammlung wuchs immer mehr an (auf ca. 500!) und wurde mit der Zeit zu einem echten Platzproblem. Daher war es unausweichlich, die Spiele im Keller zu lagern. Obwohl in Schränken verstaut, nahmen sie im Laufe der Jahre diesen typischen Kellergeruch an. Da mein Mann aber ständig neue Spiele kaufte, gerieten die alten eher in Vergessenheit…
Oldies but Goldies
Ich persönlich habe früher gerne gespielt, doch mit „Die Siedler von Catan“ trat eine Wende ein. Erstens zogen Brettspiele damit endgültig in die Erwachsenenwelt und Haushalte ein und zweitens wurden die Spielregeln immer umfangreicher und der Spielablauf immer komplexer. Mir macht es keine Freude, wenn das Erklären einen Spiels und das Spiel selbst stundenlang dauern, und so stieg ich aus dem Spielen aus.
In letzter Zeit hat mein Mann wieder einige der alten Spiele „ausgegraben“. Es ist beeindruckend, wie einfach und dennoch spannend und herausfordernd viele dieser Klassiker sind!
ABER: unsere alten Spiele sind teilweise echt grauslich: der muffige Geruch, Karten und Spielbrett mit einer grieseligen Schmutzschicht überzogen, und manches ist kaputt oder es fehlen Teile.
Eines davon ist „Grand Prix“ aus dem Jahr 1975. Ein ganz tolles Spiel, in dem es weder Würfel noch Karten gibt, das Bewegen der Autos ist reine Taktik.
Hier war das Spielbrett an der Verbindungsnaht eingerissen und drohte auseinanderzufallen, zudem war es übersät mit gelblichbraunen Schimmelfecken. Die Aufkleber mit den Startnummern waren vergilbt und klebrig, teilweise lose. Der Schachteleinsatz war voll Rostflecken, die von den Rundenzählern kamen, von denen die Farbe abblätterte, zudem fehlten zwei Stück.
So konnte man das unmöglich spielen, igitt!
Also fing ich mal an, Schachtel und Brett zu reinigen. Es griff sich danach wieder glatt an, aber die Schimmelflecken gingen nicht weg. Ich übermalte sie vorsichtig mit Acrylfarbe und besprühte das Brett mit Firnis. Jetzt sieht es wieder frisch aus und der üble Geruch ist auch weg. Den Riss reparierte ich mit einem roten Band. Die Autos wurden ebenfalls gereinigt und von den Startnummern befreit. Mit der Cricut schnitt ich neue aus und klebte sie auf die Schnauze (vorher waren sie am Heck platziert).
Blieb noch das Problem mit den unvollständigen rostigen Rundenzählern. Zuerst entfernte ich den Rost und schliff die Farbe ab. Ich hätte sie neu lackieren können, doch es fehlten ja zwei Stück. Wir hatten das Spiel in der Zwischenzeit gespielt und dabei festgestellt, dass die Marker haptisch sehr unpraktisch sind. Also entschied ich mich, neue Marker aus Holz anzufertigen. Diese lassen sich nun gut greifen und sehen auch schöner aus.
Hier sind ein paar Bilder, leider habe ich keines vom desolaten Spielbrett.