Interesse seit meiner Kindheit
Schon als Kind interessierte ich mich sehr für meine Vorfahren und habe damals meine Großmutter mütterlicherseits (die einzige aus dieser Generation, die ich erleben durfte) nach ihren Eltern und Geschwistern ausgefragt. Sehr gerne und mit viel Dramaturgie und Humor erzählte sie mir aus der Vergangenheitund ich hörte gespannt zu.
Da ich auch ihre Geschwister sehr gerne mochte, wollte ich einen Stammbaum zeichnen, in dem auch sie präsent sind. Aber das machte die Struktur sehr schwierig und ich habe das Vorhaben dann nicht weiter verfolgt.
Neuerlicher Anlauf 1990
Als unsere Tochter geboren war, wurde das Thema Stammbaum wieder interessant, weil in ihrem Babybuch ein solcher auszufüllen war. Diesmal widmete ich mich dann der Linie meines Vaters und auch der meines Mannes und bekam Einblick in ihre Ariernachweise, was eine Reihe von Namen und Daten brachte. Jetzt war ich endgültig von der Genealogie infiziert! Zu dieser Zeit lebten noch einige Personen aus der älteren Generation, die wir (mein Vater und meine Schwiegereltern unterstützten mich sehr bei der Recherche) noch persönlich befragen konnten. Es war erstaunlich, wieviel an Daten die Menschen damals noch im Gedächtnis hatten!
Ich zeichnete eine Ahnentafel, die – ausgehend von unseren Kindern – 5 Generationen zurück reichte.
Auf einer Holztafel brachte ich die 5 Generationen auf handgefertigten Schriftrollen unter, die ich per Hand mit Tusche beschriftete. Diese Tafel hing seither bis heute bei uns zu Hause und wurde in Ehren gehalten.
Weitere Recherche dank Digitalisierung 2003
2003 brachte mich die Digitalisierung wieder auf das Thema zurück. Ich entdeckte eine Software, mit der es ein Kinderspiel war, beliebig viele Personen zu erfassen und dennoch den Überblick zu behalten. Nun gab es also keine Grenzen mehr, und neben den Daten konnten auch Dokumente und Fotos eingepflegt werden!
Nachdem ich alles, was an Dokumenten und alten Fotos in unseren Familien vorhanden war, digitalisiert und abgespeichert hatte, musste ich meine Recherchen weiter ausdehen und diverse Pfarren kontaktieren. Viele hatten damals noch keine Email-Adresse, also mussten Briefe geschrieben und Anrufe getätigt werden. Jedes Mal, wenn Post kam, war die Aufregung groß, wenn wieder ein Puzzlestein eingefügt werden konnte. Viele Pfarren gaben aber keine Fernausküfte, sondern baten um persönlichen Besuch. Für die Diözese St. Pölten brauchte man sogar eine Genehmigung vom Bischof, um Einblick in die Bücher zu bekommen. Und eine weitere Komplikation war, dass manche Pfarren ihre Bücher nicht vor Ort, sondern im Archiv St. Pölten aufbewahrt hatten.
Zu dieser Zeit kaufte ich meine erste digitale Kamera, die mir eine große Hilfe war beim Abfotografieren von Kirchenbüchern und Grabsteinen. Doch nicht alle Pfarren erlaubten das Fotografieren, da musste ich die Informationen per Hand notieren. Dabei verflog die Zeit viel zu schnell und Fehler waren nicht ausgeschlossen – das Lesen der alten Handschriften kann recht schwierig sein.
Rasch wuchs meine Datensammlung an, und ich kann sagen, dass mir diese „Schnitzeljagd“ enorm viel Freude gemacht und auch ganz viele wunderbare Erlebnisse gebracht hat. Dazu werde ich einen eigenen Blogbeitrag schreiben.
Daten ohne Ende 2015
2015 wurde ich durch einen Artikel in der Sonntagszeitung auf eine wahres Paradies für Genealogen aufmerksam: Matrikula – ein Projekt, das alle Kirchenbücher Österreichs digitalisiert (inzwischen sind weitere Länder dazu gekommen). Was für ein Segen! Nun konnte ich in aller Ruhe bequem von zu Hause aus in den Büchern blättern. Und so war es mir möglich, die einzelnen Linien bis zum Beginn der kirchlichen Aufzeichnungen zurückzuverfolgen (bis etwa Mitte 17. Jh.).
Neue Holztafel 2022
Kürzlich wollte ich ein paar Ergänzungen auf meiner Holztafel nachtragen. Und wie es oft so ist, wird aus einem kleinen Vorhaben durch eine Verkettung von Ereignissen ein neues Projekt.
Ich wollte eine Schriftrolle für meinen Schwiegersohn hinzufügen. Da ich 1990 genügend Material für spätere Ergänzungen vorbereitet hatte, sollte das eigentlich kein Problem sein. Doch es kam anders. Im Vergleich zu den Reserve-Schriftrollen zeigte sich, dass die goldenen Kugeln der Schriftrollen in den 31 Jahren stark nachgedunkelt und matt geworden waren, also mussten alle neu bemalt werden. Zuvor musste natürlich alles gründlich entstaubt werden, wobei sich ein paar Rollen ablösten. Da sowohl die Tusche als auch die Schreibfeder nach so vielen Jahren unbrauchbar waren, war ich mir nicht sicher, ob ich per Hand das gleiche Schriftbild hinbekommen würde. Sollte ich alle Schriftrollen neu machen und die Texte auf dem Drucker drucken? Wie gehe ich mit den verblassten Hochzeitsdaten um? Und schon stellte ich die gesamte Struktur in Frage. Als dann auch noch der Rahmen auseinanderfiel war klar: ich mache die Tafel komplett neu!
Ich fand, dass auf der alten Tafel die Verbindungen nicht so gut erkennbar gewesen waren und so entschied ich mich, pro Schriftrolle ein Paar abzubilden, so konnte ich auch das Trauungsdatum besser eintragen.
Ein großer Nachteil der alten Tafel war, dass alles schutzlos dem Staub ausgesetzt gewesen war. Schon seinerzeit hätte ich sie deshalb gerne verglast gehabt, aber damals weder das nötige Material noch Werkzeug gehabt. Jetzt funktionierte ich einen vorhandenen Bilderrahmen um, indem ich Leisten hinter dem Glas anbrachte und so Abstand zur Rückwand bekam.
Die Texte druckte ich auf Elefantenhaut und riss das Papier entlang einem Lineal ab, um eine ausgefranste Kante zu bekommen. Frisch „aufgerollt“ und mit verstärkter Rückseite waren die Rollen nun stabiler als vorher, und ich klebte sie mit doppelseitigem Klebeband auf eine Bambusmatte. Mit dem Schneideplotter schnitt ich die Verbindungsäste aus Klebefolie aus.
Für die Befestigung der Rückwand musste ich mir eine neue Lösung überlegen, da die vorhandenen Klammern nun zu kurz waren. Ich fand in meinem Fundus längliche Metallplättchen, für die ich eine passende Vertiefung in den Rahmen fräsen musste.
Den auf Elefantenhaut gedruckten Titel habe ich auf eine Holzplatte aufgezogen, die mithilfe eines hölzernen Sockels auf dem Rahmen aufsitzt.
Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich finde die neue Struktur klarer und endlich ist alles staubgeschützt. Wenn Änderungen oder Ergänzungen notwendig sind, können die Schriftrollen leicht wieder abgenommen und ersetzt werden.